«Die Bilder geben mir Kraft, mit Long COVID umzugehen.»

«Die Bilder geben mir Kraft, mit Long COVID umzugehen.»

Im Umgang mit Long COVID gibt es sehr unterschiedliche Strategien. Monika Grossen hat für sich einen kreativen Weg gefunden, mit den Höhen und Tiefen der Krankheit klarzukommen.

Die Geschichte von Monika beginnt im Februar 2022. Die akute Infektion war mild, aber «die Müdigkeit war bereits damals sehr ausgeprägt», erzählt sie. «Ich dachte aber zu diesem Zeitpunkt nicht an Long COVID und ging bald wieder arbeiten». Doch die Fatigue war so stark, dass sich die Sozialarbeiterin nicht konzentrieren konnte und mit Brain Fog (Nebel im Kopf) zu kämpfen hatte.

SchwindelSchwindel (Quelle: LoCo-Diary, Monika Grossen)

Grossen’s Hausärztin gab ihr dann die Empfehlung, mit maximal 30% weiterzuarbeiten und Geduld zu haben. Doch auch mit reduziertem Pensum funktionierte der Wiedereinstieg nicht. «Ich hatte einfach keine Kraft», sagt Grossen. Sie wurde schliesslich in die Long-COVID-Sprechstunde am Inselspital Bern überwiesen, wo sie auch heute noch therapiert wird. Festgestellt wurde eine ausgeprägte körperliche und kognitive Fatigue.

Das Beste aus jeder Therapie mitgenommen

Seither hat Grossen Verschiedenes ausprobiert: Ergotherapie, Physiotherapie, Akupunktur, medizinische Massage und Psychotherapie. «Ich konnte aus allen Therapien gewisse Aspekte mitnehmen. Beispielsweise hat mir die Ergotherapie extrem geholfen, das Pacing und Energiemanagement zu erlernen. Ich kann meine Energie heute besser einteilen.» Auch die Akupunktur und medizinische Massage hätten zu ihrem Wohlbefinden beigetragen. Es sei wichtig, für sich selbst herauszufinden, was einem gut tue.

(m)eine Insel(M)eine Insel (Quelle: LoCo-Diary, Monika Grossen)

Neben den «klassischen» Therapiemethoden, gab es aber noch etwas ganz anderes, das Monika Grossen geholfen hat: Ein Fototagebuch. Tagebuch habe sie schon länger geführt, um einen Überblick über ihre Symptome zu haben und einen Verlauf zu erkennen. «Die Idee mit den Fotos kam ganz spontan, als ich auf dem Weg zur Physiotherapie war», berichtet sie. «Ich nahm mein Handy heraus und dachte plötzlich, ich könnte mein Tagebuch etwas kreativer gestalten.»

Bilder sprechen eine andere Sprache

Mit den Fotos hat Grossen eine wichtige Ressource in sich selbst wiederentdeckt: Die Kreativität. «Es bereitet mir Freude, mich kreativ zu betätigen.». Schliesslich hat sie sich entschieden, die für sie prägendsten Bilder bzw. Stationen ihrer Erkrankung im «LoCo-Diary» zu veröffentlichen (LoCo steht dabei für Long COVID). «Das Feedback, das ich erhalte, ist durch und durch positiv. «Das freut mich sehr und bestärkt mich, in dem was ich mache!», erzählt sie. Bilder sprächen halt nochmals eine andere Sprache als Texte oder Worte und man könne sich damit anders ausdrücken.

Halber Mensch

Halber Mensch (Quelle: LoCo-Diary, Monika Grossen)

«Was daraus entsteht, weiss ich noch nicht»

Grossen dokumentiert ihren Krankheitsverlauf nun seit Mai 2022 in Bildern. «Die Fotos helfen mir zur Verarbeitung der ganzen Situation», sagt sie. Man könne zurückschauen, und sehen, wo man gewesen sei. Man erkenne Fortschritte. Und es sei einfach auch schön, seine eigenen kreativen Fähigkeiten zu nutzen und darin eine Stärke zu erkennen – besonders in dieser allgemein sehr schwierigen Situation. Das Fotografieren lässt sich auch gut mit draussen sein und spazieren verbinden – zwei Dinge, die Monika Grossen auf ihrem Genesungsweg ebenfalls helfen und neue Kraft geben.

Wo das Tagebuch hinführe, wisse sie noch nicht. Aber eins ist klar: «Ich möchte es auf jeden Fall weiterführen, bis ich wieder gesund bin. Und wer weiss, vielleicht entsteht daraus noch was anderes.»

Hoffnung

Hoffnung (Quelle: LoCo-Diary, Monika Grossen)