Mit Zuversicht und Dankbarkeit gegen Long COVID und Multiple Sklerose

Mit Zuversicht und Dankbarkeit gegen Long COVID und Multiple Sklerose

Weder Multiple Sklerose noch Long COVID können Natascha Brüstle (34) davon abhalten, das Leben zu geniessen. Trotz ihrer Erkrankungen strahlt die lebensfrohe junge Frau unbeschreiblich viel Mut und Zufriedenheit aus.

Es war im Herbst 2012, als Natascha Brüstle zum ersten Mal merkwürdige Symptome bemerkte: Ihre Beine fühlten sich oft wie taub an und ihr wurde schnell schwindelig. Ihre Hausärztin konnte die beschriebenen Symptome nicht direkt einschätzen – erst als Natascha zufällig während eines Besuchs bei ihrer Ärztin im Februar 2013 einen Anfall erlitt, hatte diese einen konkreten Verdacht, der in der neurologischen Notfallambulanz bestätigt wurde. Zwei Tage später war die Diagnose klar: Multiple Sklerose (MS). Für die Lehramtsstudentin, die kurz vor dem Staatsexamen stand, brach eine Welt zusammen.

Therapieverlauf der multiplen Sklerose

Die kommenden Jahre waren von der Suche nach einer geeigneten Therapie geprägt. Die klassische Erstlinientherapie mit Glatirameracetat (Copaxone®) zeigte kaum Wirkung, da die MS bei Natascha besonders stark ausgeprägt war. Nach einigen Rückschlägen aufgrund von Medikamentenunverträglichkeiten fand Natascha im Januar 2019 mit Ocrelizumab (Ocrevus®) schliesslich eine passende Therapie. Das Medikament reduziert ihre MS-Aktivität so weit, dass sie seither keine Schübe mehr erlitten hat.

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Der Glaube gibt Natascha viel Zuversicht.

Da Nataschas Immunsystem aufgrund ihrer Medikamente supprimiert (unterdrückt) ist, wurde sie bereits frühzeitig gegen Corona geimpft (3-mal) und erhielt ihre letzte Impfung im Dezember 2021. Die Impfungen hatte sie gut vertragen und ihre MS-Behandlung konnte ohne Unterbrechungen bis zum Februar 2022 fortgesetzt werden.

Im März 2022 infizierte sich Natascha dann mit SARS-CoV-2. Zunächst zeigte sich ein hartnäckiger Reizhusten und als sich ihre Lunge wochenlang nicht erholte, wurde eine Bronchitis diagnostiziert. Eine computertomographische Untersuchung (CT) zeigte im Juni 2022, dass es sich um eine Fehldiagnose handeln musste: Die Lunge war deutlich stärker betroffen als bei einer unkomplizierten Bronchitis. Sie hatte sich eine schwere Lungenentzündung zugezogen und wurde für 8 Wochen krankgeschrieben. Im August begann ihre Wiedereingliederung und obwohl ihr Allgemeinzustand gut war, machte ihre Lunge immer noch erhebliche Probleme. Leider erhielt sie von ihrem Arzt nicht immer die erhoffte Unterstützung, weder Atemübungen noch Medikamente zur Erhöhung der Lungenfunktion wurden ihr empfohlen. Aufgrund der Beeinträchtigung der Lunge wurde die anstehende Ocrevus®-Infusion im August 2022 verschoben.

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2017 legt Natascha sich ein Pferd zu, das sie seither auf allen Wegen begleitet.

Seit sie an Long COVID leidet ist Natascha deutlich anfälliger für andere Infektionen

Im September 2022 bemerkte Natascha vergleichbare Symptome wie während ihrer COVID-19-Erkrankung einige Monate zuvor. Nach einigen Tagen bestätigte ein Test eine erneute SARS-CoV-2-Infektion. Die akute Infektion war auch im CT eindeutig zu erkennen, das zufällig im gleichen Zeitraum gemacht wurde, um die Beeinträchtigung der Lunge durch die erste Infektion zu beurteilen. Wieder hatte Natascha schwer mit den Symptomen der akuten Infektion zu kämpfen. In den kommenden Monaten zeigte sich, dass ihr Immunsystem und vor allem Ihre Lunge deutlich geschwächt waren. Noch immer ist sie sehr anfällig für Erkältungen, die meist mit einem starken Reizhusten einhergehen, der sich nur durch Behandlung mit dem starken Medikament Codein stillen lässt. Ein Vorteil des Hustens: Durch das unfreiwillige Bauchmuskeltraining habe Sie immerhin in kürzester Zeit 20 kg abgenommen, die effektivste Diät überhaupt, witzelt Natascha.

Trotz der wiederkehrenden Infektionen konnte Natascha im Januar 2023 den Termin für ihre nächste geplante Ocrevus®-Infusion wahrnehmen. Ein MRT im April zeigte keine Veränderungen der Multiplen Sklerose, obwohl die Therapie für ein halbes Jahr unterbrochen werden musste.

«Mein Pferd ist für mich nicht nur eine emotionale Stütze, sondern trainiert auch mein Gleichgewicht.»

Durch Nataschas Vorerkrankung war sie mit einigen Symptomen, die bei Long COVID häufig auftreten, bereits vertraut. So war beispielsweise ihre Fatigue nicht stärker ausgeprägt als zuvor. Kaum verwunderlich, schliesslich hat sie in den vorhergehenden Jahren gelernt, gut auf ihren Körper zu hören und sich viel Ruhe zu gönnen. Andere Betroffene möchte sie ermutigen, nie die Freude am Leben zu verlieren. Dazu gehört auch, dass man nur das macht, worauf man wirklich Lust hat, ohne sich zu sehr an den Erwartungen anderer zu orientieren. Man darf nie den Optimismus verlieren, auch wenn Fatigue und Kämpfe mit den Versicherungen auslaugend sind. Für Natascha ist es selbstverständlich, die eigene Lage auch mal mit einem gesunden Mass an Selbstironie zu betrachten: Man muss alles im Leben mit einem Lachen nehmen!

Trotz der Strapazen, die die MS und Long COVID mit sich bringen verlor Natascha nie den Mut. Ihr Glaube und vor allem auch ihr Pferd gaben ihr immer wieder Kraft. Letzteres gibt ihr nicht nur psychische Stabilität, das Reiten trainiert auch ihr Gleichgewicht und wirkt damit Beeinträchtigungen durch die MS entgegen. Auch ihre Tätigkeit als Heilerziehungspflegerin für Menschen mit Behinderung ist für Natascha erfüllend. Es gibt einem viel zurück, wenn man anderen Menschen helfen kann. Sie ist für jeden Tag dankbar an dem ihre Beine, ihr Körper und das Gehirn funktionieren, wie sie sollen und sie die Schönheit der Natur, die Ruhe beim Gärtnern und die Freude über die Stunden mit ihrem Pferd geniessen kann.

Schutz immunsupprimierter Personen
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